Onlinekurs von hochamwind neu auch auf FRANZÖSISCH
02/03/2023

Kombitörn Katamaran und Monohull

An die Törnbezeichnung muss man sich gewöhnen. Aber irgendwann wird klar, worum es geht: Es ist ein Törn, wo man in einer Woche auf zwei verschiedenen Booten segelt, auf einem Katamaran und auf einem normalen Einrumpfboot. Gechartert wurde auf Korfu eine Bavaria 51 und eine Nautitech 46 mit Flybridge von Asterion-Sailing. Hier ein Erfahrungsbericht vom Oktober 2023.

Gruppengrösse

Von aussen gesehen war es ein ganz normaler Törn. In der Schweiz war es schon recht kalt, auf Korfu hingegen spätsommerlich warm. Wir teilten uns vom Flughafen die Taxis zur Marina Gouvia, übernahmen die Schiffe, erledigten den Einkauf im nahegelegenen Supermarkt und genossen den ersten Abend zusammen bei üppigem Essen in einer Taverna. Das Leben ist ein “Mythos” (griechische Biersorte), nicht wahr? Allerdings wuchs die Gruppe bis zum Abend auf 12 Personen an, hier mussten zwei Crews vor Ort sein. Die Gruppengrösse war ein grosser Pluspunkt des Kombitörns. Während dem die Ausbildung in der kleinen Gruppe auf dem jeweiligen Schiff stattfand, traf man sich am Abend als Gesamtgruppe zum Essen und Plaudern. Ein Dutzend Leute ist eine gute Personenzahl, weil da jeder irgendwen auf der gleichen Wellenlänge findet und man selbst nach ein paar Tagen noch genug Gesprächsstoff hat.

Man hat immer Grund zum Feiern. An jenem Tag haben einige Törnteilnehmende die 1000ste Meile gemacht. Darauf stossen wir an!

Nachtfahrt

Am zweiten Tag brachen wir gleich zu einer Nachtfahrt auf. Es herrschte günstiger Wind und der Schlag passte in die Wochenplanung. Es erstaunt mich immer wieder, dass Leute schon auf 2-3 Ausbildungstörns waren und noch nie eine Nachtfahrt miterlebt hatten. Dabei sind Nachtfahrten oftmals die schönsten Momente. Die Stunden bei klarem Sternenhimmel mit 1-2 anderen Seglern im Cockpit während dem das Boot durch das schwarze Meer rauscht, diese Stunden bleiben unvergessen. Nebst der Seefahrtsromantik sind Nachtfahrten bei hochamwind ein wichtiger Teil der Ausbildung. Leuchtfeuererkennung, Lichterführung, Sicherheitsaspekte bei Nacht, Wachplan erstellen etc, das muss man mal gemacht haben, wenn man den Hochseeschein macht. Seefahrt geht nicht ohne Nachtfahrt.

Zudem haben Nachfahrten den Vorteil, dass ein Teil der Meilen im Schlaf abgespult wird. Wir kamen am Dienstagmorgen an der Südspitze von Lefkas an, bogen in die gut geschützte Bucht bei Sivota ein und hatten schon die Hälfte der budgetierten Meilen für die Woche auf dem Log. Nach einem reichhaltigen Frühstück ruhten wir uns bis Mittag aus, und gönnten uns am Nachmittag in Sivota eine intensive Trainingseinheit Hafenmanöver.

Unsere Boote am Steg im idyllischen Sivota.

Manövertraining

Ich war in meiner eigenen Segel-Lernzeit mal auf einem Ausbildungstörn, da ist der Skipper alle Hafenmanöver selber gefahren. Wir durften das Ruder kaum anfassen. Das sei Versicherungssache, meinte der Skipper. – Na Ja, das ist einfach Unsinn. Da hat man nicht nur die falsche Versicherung gewählt, sondern dürfte so einen Törn nicht als Ausbildungstörn verkaufen. Man muss die Leute schon selber ans Ruder lassen, sonst lernen sie nichts. Bei hochamwind gilt: Die Crew fährt den Törn, auch die Manöver. Und die Manöver werden geübt. Das heisst konkret: Ein Manöver wird vorbesprochen, der Ausbildner zeigt es vor und dann fährt jeder aus der Crew das Manöver selber. Zwei mal. Denn man muss sich beim ersten Mal zuerst an das Schiff gewöhnen. Wie wirkt das Ruder? Wie gross ist der Radeffekt? Wie viel Schub braucht es am Schluss, um das Schiff vor dem Steg aufzustoppen? Gerade beim grossen Kat, stehst du auf der Flybridge und steuerst die zwei Motoren mit zwei kleinen Hebeln mit einer Hand (in der anderen hältst du die Espresso-Tasse). Das braucht etwas Übung. Als Ausbildner stehe ich daneben und gebe ev. Tipps oder Anweisungen und würde im Notfall eingreifen (wäre ja Schade um den Espresso…).

Die RAMNOUS legt in Frikes ab.

Was haben wir in den zwei Wochen alles gemacht? Rückwärts anlegen an den Steg (festmachen mit Mooringleine), rückwärts anlegen an Steg mit Buganker (römisch-katholisch), normales ankern, ankern mit Landleine, ankern mit Bug- und Heckanker, Manöverkreis fahren, reffen, ausreffen, segeln mit Genaker, MOB unter Segel, MOB unter Motor, Bedienung VHF, Navigation mit Radar. Klar, nicht alle Aspekte konnten in beiden Wochen gleichermassen geübt werden, und auch nicht alle Manöver auf beiden Schiffen, denn in der Mitte der Woche wurden die Crews gewechselt. Aber nach zwei Wochen war die HAVE DONE-Liste doch beachtlich lang.

Routenplanung erstellen

Kat vs Mono

Kombitörn meint, dass man 3 Tage auf einem Schiff fährt und dann 3 Tage auf dem anderen. Geschlafen wird immer auf dem gleichen Boot. Am Abend sind beide Boote jeweils am gleichen Ort, so dass der Wechsel möglich ist.

So segelte man ab dem 4. Tag man mit dem anderen Schiff. Dieser Wechsel war spannend und zeigte einem deutlich, wie unterschiedlich die zwei Pöts doch sind. Es sind zwar beides Segelboote, haben beide ein Grosssegel und eine Genoa, und man findet sich rasch zurecht. Aber im Gegensatz zur Bavaria 51 sucht man auf dem Nautitech 46 Fly vergeblich einen Baumniederholer. Stattdessen merkt man, dass der Traveller enorm wichtig ist. Beim Kat werden die Segel von der Flybridge geführt, beim Mono aus dem Cockpit.

Auch ist die Schiffsbewegung auf dem Kat bei Wellengang ganz anders. Auf Halbwind krängt der Einrumpfer und hat mit Segeldruck und Kiel eine recht stabile Achse. Der Kat hingegen steht aufrecht und schaukelt mit jeder Welle, die seitwärts durchzieht. Umgekehrt ist der Kat auf einem räumlichen Kurs mit Welle von hinten sehr stabil, während dem der Monohull vor sich her eiert. Auch braucht der Kat einfach mehr Wind um in Fahrt zu kommen. Während dem die Bavaria mit 7kn auf Halbwind unter Segeln davon rauschte, surrten beim Kat in der gleichen Situation die Motoren. Zu schwer ist die Ferienwohnung auf zwei Kufen. Beim Kat beginnt der Spass bei 12 Knoten. Von wegen man könne mit einem Kat nicht aufkreuzen! Unsere AELIA (Kat) machte bei 15kn hochamwind richtig Dampf und der vor uns segelnden RAMNOUS (Bavaria 51) ernsthafte Konkurrenz.

Die Diskussion “Kat vs Mono” war ein Dauerbrenner und zu meinem Erstaunen tendierte die Mehrheit der Törn-Teilnehmenden eher zum Einrumpfer. Manot Berger, der Ausbildner auf der Bavaria, konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und ich auf dem Kat versuchte es nicht persönlich zu nehmen. Als eingefleischter Einrumpfsegler habe ich inzwischen grosse Freude am Kat-Segeln gefunden. “Loosing my religion”? – Vielleicht. Ich mag das luftige Raumgefühl auf dem Kat, schätze in heissen Nächten die Klimaanlage in der Kabine und geniesse den Espresso auf der Flybridge.

Zwei Wochen sind noch besser

Am Schluss der ersten Woche verliess ein Grossteil der Crew die schöne Insel Korfu und flog mit wertvollen Erfahrungen und knapp 300 bestätigten Seemeilen im Gepäck wieder in die Schweiz zurück. Es kamen neue Leute an aber einige aus der ersten Wochen blieben. Die hatten gleich zwei Wochen gebucht und konnten in der zweiten Woche vertiefen, was in der ersten Woche vielleicht neu war. Ich hatte den Eindruck, dass diese Leute von der zweiten Woche enorm profitierten. Vor allem bei den Manövern waren einige darunter, denen ich den Kat in der zweite Woche getrost anvertrauen konnte. Da hätte ich auch vom Steg aus zuschauen können, wie die das Schiff meisterlich parkierten. In der zweiten Woche wurde aus Übung schon langsam Routine, die Abläufe waren eingeschliffen, man hatte ein sicheres Gefühl für das Führen des Schiffes entwickelt. Das ist wichtig. Dahin will man kommen.

Auch im Herbst 2024 wird hochamwind wieder Kombitörns auf Korfu anbieten. Wer es sich einrichten kann, ist eingeladen gleich zwei Wochen zu bleiben. Der persönliche Erfahrungsgewinn ist enorm, man spart bei den Flugkosten und der hochamwind-Rabatt von 200 Fr. (für Kursteilnehmende des hochamwind Online-Hochseescheinkurses) gilt für jede Woche separat.

Unser Buddy Boat, die RAMNOUS, kommt in Lakka an.

Hier weitere Impressionen vom Herbst 2023. Herzlichen Dank der Crew für die tollen Fotos und die Einwilligung, sie hier zu verwenden.