Insel Vulcano Liparische Inseln
Wasser, Feuer, Luft und Erde – Teil 1
13/08/2017
Regenbogen und Leuchtfeuer
7 Gründe für einen Segeltörn in Schottland
24/09/2017

Wasser, Feuer, Luft und Erde – Teil 2

Auf einem Segeltörn zu den Liparischen Inseln begegnet man auf kleinem Raum allen vier Elementen. Wer nicht nur segeln will, sondern den Aufstieg zum aktiven Vulkankrater wagt, wird mit atemberaubender Aussicht und mit magischen Momenten belohnt.

Stromboli – der Feuerberg

Der Westwind kam zwar mit Verspätung und nicht ganz mit 5Bft aber jedenfalls konnten wir am nächsten Tag wieder mal segeln und erreichten auf räumlichem Kurs nach rund 5 Stunden Stromboli.

Auf Stromboli gibt es einen Anleger für Fähren und Touristenboote, da kann man aber nicht mit einer Jacht liegen. An der NO-Ecke ist ein Bojenfeld mit sage und schreibe 2 Bojen! Zufälligerweise waren die aber gerade schon belegt. So ein Pech! Man kann dort auch am eigenen Eisen hängen, aber da unterdessen der aus NW wehende Wind dank Kapeffekt mit 5-6Bft um die Ecke pfiff, entschied ich mich an der Südseite der Insel mit Landleine zu ankern. Zwei wilde Jungs brachten den Heckanker mit dem Beiboot an den Strand, legten die Kette um einen Felszacken und verbuddelten den Anker im schwarzen Vulkansand. Mehr Halt geht nicht. Der Buganker fiel in der Zwischenzeit auf etwa 15m Tiefe und dann ging es retour gegen den Strand zu den Jungs im Dinghi, die das Ende Ankerleine reichten.

Das tönt souverän und so war es auch gedacht, in Wirklichkeit brauchte es aber zwei Anläufe. Danach passte die Länge der Bugankerkette perfekt und wir lagen etwa 6m vor dem Strand auf 4m Tiefe. Auf Grund starker Querböen entschied ich mich aber das Schifflein so nahe am Strand nicht allein zu lassen und eine Ankerwache zu stellen.

Der Aufstieg auf den Stromboli ist nur mit einem Guide möglich. Die Touren starten meist am späten Nachmittag und so vollzieht sich auf Stromboli Tag für Tag zwischen 16 – 17 Uhr ein besonderes Schauspiel. Vom Horizont rauschen aus allen Richtungen Touristenboote an und entladen am Steg Mengen feuerhungriger Wanderer. Wie Ameisen strömen diese zu ihren Sammelplätzen, wo die Guides Ausrüstung kontrollieren und die Gebühr kassieren. Ja, für die darauffolgende Schinderei muss man 20 Euro hinblättern. Mit der Ausrüstung nehmen es die Vulkanprofis genau. Wer ohne Trecking- oder Wanderschuhe anreist, muss hier mieten. Dazu gibt’s noch Schutzbrille und Helm. Man soll ja gegen anfliegende Lavabrocken gut geschützt sein! Frauen und ältere Leute kriegen zusätzlich einen Wanderstock, vermutlich um die schnellen Jungen am Überholen zu hindern…

Dann geht’s los, zuerst durchs Dorf, dann durch 3m hohes Schilfgras und nachher im Zickzack über Vulkansand die Flanke des Feuerbergs hoch. Die Menschenkette löst sich nur hin und wieder auf, wenn eine Gruppe pausiert und die anderen vor lässt. Unten ist es heiss, aber mit steigender Höhe und sinkender Sonne fallen auch die Temperaturen merklich. Nach ca. zweieinhalb Stunden und einigen Stopps steht man oben auf einer Krete gerade rechtzeitig als die Sonne untergeht. Wunderbare Momente über den Wolken, über der Sonne.

Dann ändert sich die Szenerie schlagartig. Es ist inzwischen kalt. Wer die Infos nicht genau gelesen oder nicht ernst genommen hat, und nur im T-Shirt antanzt, wird nun frieren. Schliesslich ist man auf 750müM. Also langärmlige Jacke überziehen, Helm und Atemschutz auf, dazu Schutzbrille und Stirnlampe an und gruppenweise auf dem Grat ins Dunkeln des Vulkanstaubs hinein. Nach ca. 10 Minuten wird angehalten und der Guide markiert am Boden eine Linie, die auf keinen Fall übertreten werden darf. Hier wartet man und guckt, bis der Feuerberg sein Schauspiel präsentiert. Und das tut er. Es rumort unter dir, es explodiert und rotes Feuer schiesst in den schwarzen Himmel. Mal ist es ein Aufleuchten in der Ferne, mal nur ein dumpfes Rollen von irgendwo her. Die Orientierung ist schwierig, da man meist vollständig im Dunkeln steht. Vermutlich hängt das Erlebnis auch vom Wetter ab. Wir hatten einen Tag mit vielen Wolken erwischt, daher waren manche Eruptionen nicht so direkt sichtbar, wie wenn es keine Woken hätte.

Nach einer gefühlten halben Stunde ist es Zeit für den Abstieg. Nicht im Zickzack sondern diesmal im knöcheltiefen Vulkanstaub auf der Direktissima steil nach unten. Das fühlt sich an wie ein Abstieg im Pulverschnee. Es geht zügig nach unten und macht Spass. Bis man beim Schilfgrasgürtel wieder festen Boden unter den Füssen hat, ist der schwarze Vulkanstaub in jede Ritze (und zwar wirklich jede) deiner Kleider und Schuhe und deines Körpers eingedrungen. Man sieht aus wie Frodo und Sam nach dem Abstieg vom Schicksalsberg. Beim oberen Dorfrand hat es eine Pizzeria, die bis Mitternacht offen hat und den erschöpften Wanderern die schrecklichste Pizza von ganz Mittelerde serviert (vermutlich steht Smaug, der Drache persönlich in der Küche). Ihr seid gewarnt!

Zieht man ein Fazit über die erlebten 6 Stunden kann man klar sagen: Ja, es ist touristisch, ja es ist ein Massenevent, aber für diese 20 Euro bekommt man echt was Einzigartiges geboten. Wir waren begeistert.

Lipari auf Rädern

Nach dem Stromboli-Abenteuer setzten wir zum italienischen Festland nach Tropea über. Das ist ein netter Fleck Erde, hier würde ich ein andermal chartern! Tolle Marina, ein pulsierendes Städtchen auf hohen Felsen gebaut, schöner Sandstrand und gute Einkaufsmöglichkeiten. Nach einer Nacht zog es uns weiter nach Süden und wir kamen via Messina und Milazzo nach 4 Tagen ein zweites Mal nach Lipari zurück.

Wir verbrachten einen Tag als Rollergruppe unterwegs auf Lipari’s Insel-Rundum-Strasse. Die Rollertour hatte ich den Jungs vor den Ferien versprochen und solche Versprechen werden gehalten, sonst hört man es dann ein Leben lang. Möglichkeiten für Rollermiete gibt’s in Lipari direkt am Hafen diverse. So konnten wir die ganze Insel erkunden, zu den Top-Aussichtspunkten hochfahren und nach Bedarf am Meer Badestopps einlegen.

Am späten Nachmittag brachte mein Schatz und ich unsere heissen Öfen zurück, und genossen in Lipari den Ausblick vom Kastell übers Meer. Die Jungs drehten währenddessen in gut einer Stunden nochmals zwei Runden um die ganze Insel. Auch bei diesem Ausflug war das Verhältnis von Spass zu Kosten klar auf unser Seite und auch die Roller haben’s ohne Kratzer überlebt – die Kreditkarte atmet auf. Würde ich auf jeden Fall wieder machen.

Filicudi – die Ursprüngliche

Vor dem Ende unseres Törn hatten wir noch einen Tag und der brachte uns zur Insel Filicudi. Es war ein Tag mit leichtem Nordwind und der brachte uns mit gemütlichen 4,5kn zum Tagesziel. Auf beiden Seiten der Insel (Nord und Süd) gibt es je ein kleines Dörfchen mit einem Anleger für Fähren und Tragflügelboote. Wir ankerten auf der Südseite mit gut einem Dutzend anderer Jachten vor einem Kiesstrand. Klares Wasser, viel Platz und Ruhe.

Auf Filicudi scheint die Zeit langsamer zu laufen. Auch bei einem Landgang nach Filicudi Porto begegnete uns keine Hektik. Die Strasse ist geteert aber nur selten fährt ein Auto. Filicudi Porto besteht aus wenigen Häusern und einer Strasse am Ufer, wo sich das süditalienische Leben abspielt. Wir fanden zwei kleine Läden mit Lebensmitteln, kauften das Abendessen und einheimischen Wein und kehrten entschleunigt zurück. Hat mir sehr gefallen. Zu lange könnte ich da wohl nicht bleiben, aber ein paar Stunden, vielleicht ein paar Tage, tun der stressgeplagten Seele gut.

Am nächsten Tag besuchten wir am Ostzipfel der Insel eine Höhle, in die man vom Meer her mit den Dinghi hinein fahren kann. Solche kleinen Highlights baue ich gerne morgens früh ins Programm ein, wenn die anderen Bootstouristen noch schlafen. Und natürlich hinein rudern, ohne Aussenborder-Geknatter.

Danach hiess es: Ab in den Süden, 30 Meilen übers Meer nach Sizilien. Der Windgott Äolus meinte es gut mit uns und schickte einen Ostwind. So beendeten wir den Törn auf Halbwindkurs mit friedlich plätschernder Bugwelle.