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Segeln im Golf von Korinth

Vom Charter-Segler zum Boots-Eigner

Im Oktober 2019 wasserten wir zum ersten Mal die “Extra Mile” ein. Die Vorbereitungen dazu in der Aktio Marina bei Prevezza waren schon ein kleines Abenteuer für sich. Bisher waren Bea und ich die klassischen Charter-Segler. Da kriegst du ein (mehr oder weniger) funktionierendes Schiff mit ein paar Erklärungen zu den vorhandenen Systemen und los geht’s. Manchmal fügt der Vercharterer noch an: “If there is problem, call us. You are on holiday, we are working.” Tönt doch super! So lässt sich entspannt Ferien machen und immer wieder habe ich in den letzten Jahre bei technischen Schwierigkeiten von diesem Service Gebrauch gemacht. Das hat natürlich alles seinen (Charter-) Preis, aber ist ganz angenehm.

Die Extra Mile war nun seit wenigen Monaten unser eigenes Schiff. Jetzt hiess es: “If there is a problem, solve it by yourself. You are on holiday? – Not really, you are working!” Tatsächlich verbrachte ich den Törn sozusagen mit einer Hand an der Pinne und mit der anderen am Werkzeugkasten.

der Skipper sichert den Radarreflektor

Das Schiff wurde vom Vorgänger zwar sehr gut gewartet, aber auf einem Gebrauchtboot funktioniert nie alles, wie es sollte. Zudem haben die 5 Sommermonate, wo das Schiff auf dem Trockenen stand, dem Boot nicht gut getan. Da wird die eine oder andere Dichtung spröde, das Kältemittel korrodiert die Leitungen im Kühlschrank, die Starterbatterie entlädt sich etc. Das bedeutet eine Menge Arbeit. Zum Glück waren Bea und ich nicht allein, sondern Marco und Sandra halfen eifrig mit. (Die zwei Mitsegler waren vorinformiert!). So konnte nach einigen intensiven Putz- und Arbeitstagen die Extra Mile in ihr Element gelassen werden.

Einwassern und ab in den Süden

Extra Mile am Wind im Ionischen Meer

Nach dem Einwassern in der Aktio Marina erreichten wir in 3 erlebnisreichen Tagesetappen durch das Ionische Meer den Golf von Korinth. Erlebnisreich, weil nebst den bootsinternen, technischen Herausforderungen das Wetter verrückt spielte. Nach dem Einwassern bei Bilderbuchwetter, hatten wir 2 Tage lang heftige Gewitter und mussten die entsprechenden Etappen kürzen, resp. umplanen.

Der Golf von Korinth ist ein gut abgeschirmtes Segelrevier. Es ist ein Schlauch mit ca. 10sm Breite und etwa 60sm Länge (von der Brücke bei Patras im Westen bis Korinth im Südosten). Die Südküste bietet kaum Häfen für Segelyachten, dafür gibt’s an der Nordküste einige wundervolle Orte zu entdecken.

aus Navionics.com

Mesolonghi: wundersame Lagunenlandschaft

… gehört geografisch gesehen knapp noch nicht zum Golf von Korinth, doch dieser besondere Ort darf nicht übergangen werden. Mesolonghi liegt eingebettet in einer faszinierenden Lagunenlandschaft. Man erreicht den Naturhafen über einen 2.5sm langen Kanal, an dem beidseitig Häuser auf Stelzen im Wasser stehen. Hier muss man schön in der Mitte des betonnten Kanals bleiben, weil sonst die Wassertiefen schnell auf Stehtiefe ansteigen.

Kanal nach Mesolonghi

Kein Wunder fühlten sich hier früher mal die Venetianer wohl und benutzten den natürlichen Hafen als wichtigen Flottenstützpunkt. In Mesolonghi kann man entweder frei ankern oder in der Marina festmachen oder am Stadtquai seitwärts anlegen. Das Letztere war unsere Wahl, da wir am Morgen früh weiter wollten.

Hier habe ich für wenig Geld den bisher besten Blaukäse-Burger meines Lebens gegessen. Portionsgrösse: nicht schaffbar. Generell ist man in dieser Gegend Griechenlands auf einem äusserst günstigem Preis-Leistungs-Niveau.

Morgenstimmung in Mesolonghi

Brücke bei Patras

… ist ein echter Hingucker! Offiziell heisst sie Rio-Andirriou-Brücke, aber egal, jedenfalls haben die Architekten ganze Arbeit geleistet. Sowohl vom Land wie vom Wasser aus sieht die Brücke einfach nur schön aus. Wir kamen mit gut 20kn Wind im Rücken vom Westen her angerauscht.

wir nähern uns der Rio-Andirrio-Brücke

5sm vor der Brücke funkt man auf Kanal 14 Rio Traffic an, sagt wer man ist, wie hoch der eigene Mast ist und erfragt die Genehmigung zum Passieren der Brücke. Rio Traffic sagt dir dann zwischen welchen Brückenpfeilern du die Brücke passieren musst. Bei uns war das “one pillar to starboard, three to port”, also ein Brückenpfeiler auf der Steuerbordseite und 3 Brückenpfeiler auf Backbord. Soweit alles gut. Die Durchfahrtshöhe der Brücke beträgt in der Mitte  45m und die Brückenverwaltung weist dir auf Grund deiner Daten garantiert einen Durchfahrtssektor mit genügend Luft nach oben zu. Trotzdem, wenn man sich mit rascher Fahrt der Brücke nähert, hat man mit Blick zum Masttop immer das besch… Gefühl: Das wird nie und nimmer reichen!!

Es hat gereicht und war ein spektakuläres Erlebnis.

Im Golf von Korinth legte dann der Wind kontinuierlich zu und die Böen 35kt erreichten. Wir rauschten mit einer gerefften Genua Richtung Osten.

 

Trizonia: Hochzeiten und Katzen

Die kleine Insel Trizonia liegt am nördlichen Rand des Golfes und bietet nach der Durchfahrt der Brücke einen ersten guten Anlegeplatz. Trizonia glänzt mit einer gut geschützten Marina und tollen Restaurants am Ufer.

Marina von Trizonia

Hier ist Griechenland so kitschig-griechisch, dass selbst die Griechen herkommen um in einem der vielen Restaurants an der Promenade ihr Hochzeitsfest zu feiern.

Auch uns hat es sehr gut gefallen, nur die Katzen waren eine Plage. Die hat man hier derart verwöhnt, dass sie einem fast das Tsatziki aus dem Teller schlecken. Das nächste Mal nehme ich eine Wasserpistole mit!

Ein Spaziergang rund um die kleine Insel enthüllt tolle Perspektiven. Allerdings ist danach ein gründlicher Schuhputz angesagt, da der Boden lehmig ist und der Dreck sich nur schwer aus der Sohle lösen lässt.

Galaxidi

Und gleich noch so ein Bilderbuch-Ort. Fährt man von Trizonia weiter der Nordküste des Golfes entlang nach Osten, so gelangt man nach etwa 20sm zum Städtchen Galaxidi. Hier gibt es Liegeplätze direkt an der Stadtpier. Als wir ankamen blies es im Golf mit gut 7 Bft und ich war gespannt, wie stark der Wind beim Anlegen sein würde. 2-3Bft waren es dann noch und das röm.-kath. Manöver gelang tip top. Und als der nette Franzose neben uns dann endlich die luvseitige Heckleine wieder zurück aufs Boot warf, lagen wir fest vertaut und sicher.

entspannen – entschleunigen – das klappt gut in Galaxidi

In Galaxidi will man länger bleiben und das taten wir auch. Den schönsten Blick auf das Städtchen hat man von der alten Mühle auf dem Hügel.

Blick von Hügel auf das schmucke Städtchen

Der Heckleinen-Franzose lud uns später auf einen Ouzo ein. Da sagt man nicht Nein! Da sagt man nochmals nicht Nein! … Dabei erfuhren wir nicht nur viel Spannendes über sein Leben, sondern auch wo es in der Umgebung eine äusserst günstige Werft für das Überwintern einer Segelyacht gibt. Das Städtchen heisst…

Egio

Hier bietet ein Familienbetrieb einen guten Service zu einem unschlagbare Preis. 120 Euro bezahlen wir in der Theodorakopoulos Marine für einen Monat um unser 45-Fuss-Schiff auf dem Trockenen zu parkieren, das entspricht in der Schweiz etwa dem Preis für einem Garagenplatz. Es gibt nebenan einen kleinen Hafen, wo ein einheimischer Segelclub ein paar Yachten liegen hat. Die Wassertiefe ist gering, aber da die Extra Mile eine Kurzkielversion mit nur 1,65m Tiefgang ist, konnten wir bei der Hafeneinfahrt mit Bug zum Steg und Muringleine festmachen.

die Extra Mile im Seglerhafen von Egio

Wir verbrachten eine Nacht im Hafen und wurden am nächsten Tag direkt auf dem Kiesstrand aus dem Wasser geholt. Nun steht das Schifflein aufgebockt in einem Olivenhain und wartet auf die grosse Fahrt ab nächstem Juli.

Fortsetzung folgt

Natürlich fehlt in diesem Blog ein Abschnitt zu Korinth und zum Kanal von Korinth. Mit der Entscheidung in Egio zu bleiben, wurde die Durchfahrt des Kanals von Korinth auf einen späteren Törn verschoben. Die Crew besuchte den bekannten Durchstich vorerst nur vom Land aus. Aber im Frühling 2020 wird die Extra Mile in die Ägäis geschippert und dann fahren wir hier unten durch. Übrigens hat es auf diesem Törn im April möglicherweise noch freie Plätze. Möchtest du dabei sein? Dann schick eine Email.

Kanal von Korinth – im nächsten Blog folgt die Perspektive von unten nach oben

Herzlichen Dank Sandra & Marco für die tollen Bilder und Videos.