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Mit 8 Beaufort über die Strasse von Bonifacio

schnelles Segeln zwischen Korsika und Sardinien

Auf einem Segeltörn zu Beginn meiner Segelkarriere erwischte uns der Mistral an der Costa Smeralda mit 8 Windstärken und wir sassen 2 Tage auf La Maddalena fest. Es blieb uns nichts anderes übrig, als die Insel vom Land aus zu erkunden. Das war bitter. Sehnsüchtig schaute ich aufs aufgepeitschte Meer hinaus und war umgekehrt froh, nicht dort draussen zu sein. Das war bitter, aber damals richtig so.

Unterdessen habe ich einige weitere, intensive Segeljahre auf dem Buckel und ein paar Tausend Seemeilen mehr im Logbuch und mit jeder Starkwindfahrt wächst der persönliche Erfahrungshorizont. 8 Bft in Schottland, Bora in Kroatien, man entwickelt ein Gespür für die am Schiff wirkenden Kräfte und traut sich mit der Zeit etwas mehr zu.

Diesen Herbst war ich als Skipper für ein Reisebüro mit einem Segeltörn ab Portisco betraut. Für den Freitag war in der Strasse von Bonifacio 7-8 Bft WNW prognostiziert und Mitte Woche fiel die Entscheidung, diesen tollen Wind für einen wilden Ritt zu nutzen. So segelten wir am Donnerstag von Lavezzi aus gegen Norden nach Porto Vecchio um dann am Freitag auf räumlichem Kurs nach Süden zu gelangen. Wie auf dem Video zu sehen ist, war es ein Segeltag der Superlative, die Gäste schwärmen noch heute in höchsten Tönen davon.

Porto Vecchio ist auf Grund der hohen Berge gut abgeschirmt und wir segelten zuerst im 1. Reff, später wurde das zweite gesetzt und in der Düse zwischen Korsika und Sardinien waren wir auch im 3. Reff noch schnell genug. Wir waren auf der Überfahrt mehrheitlich das einzige Schiff auf dem Meer. Erst vor Portisco gesellten sich anderen Segeljachten zu uns, die aber alle unter Motor zur Charterbase zurückkehrten.

Wohlgemerkt: Ich bin kein Action-Junkie, der unüberlegt Risiken eingeht. Bei einer Acht fahre ich nicht aufs offene Meer hinaus. Folgende Überlegungen haben hier doch zu dieser Routenwahl geführt:

  • Trotz des starken Windes würden wir nur wenig Seegang haben, da der Wind ablandig war. Nur zwischen Korsika und Sardinien würden wir ca. 1h lang wenig abgeschirmt sein.
  • Wir würden weitgehend auf räumlichem Kurs segeln können (120-140 Grad Steuerbord). Das Tagesziel könnte auch nur mit stark gereffter Genua erreicht werden.
  • Das Schiff war eine Bavaria 51 neueren Datums, die sehr stabil segelt. Alle Leinen sind ins Cockpit geführt, das Grosssegel wird ebenfalls aus dem Cockpit gerefft.
  • Die Crew bestand aus 9 Erwachsenen, davon 4 mit viel Segelerfahrung. Da es der letzte Tag unseres Törns war, kannte die Crew das Schiff gut. Am Donnerstag hatten wir schon 6 Bft, die Crew war eingespielt.
  • Wir hatten Zeit, um uns und das Schiff vorzubereiten. Das Dinghi auf dem Vorschiff wurde besonders gut festgezurrt, das Biminitop zusammen gebunden, unter Deck alles krängungssicher verstaut, die Sandwiches und Getränke waren oben im Cockpittisch bereit. Alle trugen Rettungswesten und 3 Leute Lifebelts, für den Fall, wenn doch jemand das Cockpit hätte verlassen müssen.

Das Resultat waren fünf unvergessliche Segelstunden in guter Stimmung, die ein Gast mit dem Handy festgehalten hat. In einer Böe mit 48kn + Unterstützung der Welle, schaffte die Bavaria 51 eine Spitzengeschwindigkeit von 11,4kn (GPS gemessen am Kartentisch). Hier das Video: