Nein, man will nie in die Situation geraten, wenn einem das Schiff unter den Füssen wegsinkt. So was überlässt man lieber Robert Redford auf der Kinoleinwand oder den Seemannsgeschichten zu später Stunde in der Hafen-Bar. Aber wie handeln, wenn’s doch passiert? – Der Sea Survival Basic Kurs ist ein Tageskurs, der dir die wichtigsten Überlebensstrategien bei Notfällen auf See vermittelt. Hier einige Eindrücke von einem nassen und lehrreichen Kurstag. Veranstalter war die Swiss Maritime Academy, Kursleiter: Jan Pfister, Kursort: Kloten, Kurssprache: Deutsch, Kosten: 390 Fr. (inkl. Kursmaterial und Schwimmbadeintritt).
Alle Yachten sind für den Notfall mit entsprechenden Rettungsmitteln ausgerüstet. Und man meint sie zu kennen: Ja, das hier ist die Rettungsinsel und wenn das Schiff sinkt, dann steigen wir rein und überleben. Und das hier ist die Automatikweste, die bläst sich von selber auf, wenn man ins Wasser fällt. – Schön und gut, aber es ist wichtig, dass man dann, wenn es hart auf hart geht, nicht zuerst die Bedienungsanleitung lesen muss. Dann, wenn es wirklich ums Überleben geht, muss das Wissen präsent und das richtige Handeln eingeübt sein. Wie lässt man die Rettungsinsel zu Wasser? Wie steigt man ein? Wie schützt man sich vor Unterkühlung? Und wozu in aller Welt hat es in einer Rettungsinsel ein Paddel? etc etc. Diese Fragen müssen klar sein und die Handgriffe sollten sitzen.
Den Vormittag verbrachten wir im Seminarraum und besprachen die Funktionsweise und Handhabung verschiedener Rettungsmittel. Welche Rettungswesten gibt es? Was sind deren Vor- und Nachteile? Welches Material ist in einer Rettungsinsel üblicherweise drin? Wie ist sie aufgebaut? Danach kam der Praxisteil. Der Seminarraum ist im gleichen Gebäude wie das Klotener Hallenbad und da hiess es: Ölzeug, Stiefel und Weste anziehen und rein ins kühle Nass. Macht echt Spass mit Vollmontur im Schwümbi rumzuplanschen! Na ja, planschen ist vielleicht nicht das richtige Wort. Es ging um konkrete Übungen wie: Einsteigen in die Rettungsinsel, bewusstlose Person in die Rettungsinsel hieven, gekenterte Rettungsinsel wieder aufrichten und andere mehr. Bei der Schlussübung simulierte der Kursleiter die aufgepeitschte See, indem er kaltes Wasser mit einem Schlauch auf uns spritzte, und schon das wirkte sich erschwerend auf die Abläufe aus.
Mitgenommen habe ich, dass ich es mit meinem durschnittlich trainierten Körper vom Wasser aus doch irgendwie in die Rettungsinsel schaffe. Dass es in einer Rettungsinsel drin so nass ist, dass man selbst dort noch ertrinken kann. Und dass bei längerem Aufenthalt in einer Rettungsinsel ein Stiefel auch zum reinpinkel taugt (haben wir aber nicht geübt).
Nach dem Drill im Schwimmbecken war zuerst das wohlverdiente Mittagessen dran und danach folgte ein zweiter, kürzerer Theorieteil. Hier lag der Schwerpunkt auf dem Abbergen von Personen von einer Segelyacht mit einem Helikopter. Nach Hause reiste ich mit schwerem Gepäck, was einerseits mit dem gewonnen Wissen zusammen hing und vielleicht auch ein bisschen mit dem Gewicht des nassen Ölzeugs.
Ein Leuchtraketchen zu zünden wäre schon noch toll gewesen. Man müsste halt einen Kursort wählen, der nicht direkt in der Anflugschneise des Zürcher Flughafens liegt. So ein Ding lasse ich an der nächsten 1.-August-Feier zum Himmel steigen (… falls ich dann nicht auf Törn bin). Auch das Abbergen mit dem Heli haben wir leider nur theoretisch besprochen. Ich hätte mich auf jeden Fall als Freiwilliger gemolden!
War ein cooler Kurstag mit sinnvoller Mischung aus Theorie und Praxis. Beim Kursleiter Jan, spürt man, dass ein Seemann mit viel Erfahrung vor einem steht. Diesen Kurs kann ich jedem Skipper wärmstens empfehlen. Hier Infos zu den nächsten Sea Survival Kursen.